Mittwoch, 11. März 2015
Der richtige Züchter
Ein Labrador Retriever - aber nicht so klein wie der da. Wo bekommt man die denn? Meine Einstellung: Ohne Papiere geht nix. Ihre Einstellung: Ohne Hund bringen dir die Papiere auch nichts.
Wir suchten nach Züchtern und trauten uns nach einiger Zeit auch anzurufen. Bei meinem ersten Telephonat war ich so nervös - AB. Beim zweiten: ich kam durch. Die Frau sehr nett. Email verschickt. Haken hinter, Termin - check. Weiter die Liste abgearbeitet. Manchmal ging nur der AB an. Wenn wir durchkamen - meine Dame hörte mit - war ich so aufgeregt, wusste gar nicht, was und wie. Meistens lief es so: "Hier ist.... Ich bin interessiert an Ihrem xy-Wurf/dem Wurf von xy" Sobald das Gespräch aber auf den Termin kam und ich erwähnte, dass meine Partnerin/Freundin und ich kämen - tja dann, wurde es wirklich erst interessant. Ein Züchter legte direkt auf. Der nächste stockte und meinte, meine Hunde kosten aber so und so viel, als ich dann meinte, es sei kein Problem, muss ja nicht sagen, wie lange wir für die Summe sparen, kam zögerlich ein Terminvorschlag.
Frustriert war ich da das erste Mal wirklich. Ich weiß noch, wie ich der Dame vorjammerte, dass ich dachte, sobald man die Rasse und den Zeitpunkt wüsste, sollten doch alle Steine überschritten worden sein. Sie lächelte nur bitter. Abends dann, wir hatten zehn Züchter durch und zwei Termine, schellte das Telephon. Wir sahen die Nummer und waren schon völlig fertig: Ein Züchter ruft zurück! Ich ging zitternd ran - zum Glück musste ich nicht mit dem Gespräch beginnen, dafür bin ich ihr immer noch dankbar! Ich wollte schon einen Striptease meines - pardon - unseres Lebens machen, da kam von ihr: "Termin machen wir direkt". "Wir sind zwei Frauen."; "Habe ich schon verstanden" Sie lachte. "Macht euch eine Fragenliste und kommt einfach vorbei."
Wir - die Honigkuchenpferdchen.

Zwei Wochen und ein paar weitere Dämpfer mehr besuchten wir die Züchterin. Es war ein Traum. Liebe und schöne Hunde, großer Garten, eigener Hunderaum, Pool für die Hunde, direkt auf dem Land, offene Frau, einfach perfekt. Auf dem Heimweg entschieden wir uns. Überall absagen und sie nehmen. Es fiel nicht schwer den beiden anderen abzusagen, die eine dachte schließlich, ich sei ein Mann. Einziger Punkt: Dissidenzverein. Egal, das Paket hatte uns überzeugt. Mitte Oktober sollte "unsere" Hündin läufig werden. Nach dem Urlaub saßen wir jeden Tag vor Facebook und am Handy. Wir rechneten und planten, freuten uns so sehr. Bauten Luftschlösser und waren einfach so aufgeregt. Als der Oktober verstrich und es schon auf den Dezember zuging, konnte noch nicht einmal ich meine Dame mehr überzeugen, dass alles gut war. Ich wollte so sehr daran glauben, dass bald ein Anruf käme, ein Bild auf ihrer Seite - irgendetwas war. An dem Tag als mir meine Dame die Pistole auf die Brust setzte und meinte, heute, wenn du zurück bist, rufen wir sie an, klingelte mein Telephon im Treppenhaus. Ich freute mich so sehr, hatte schließlich ihre Nummer eingespeichert, ranzugehen. Doch keine gute Nachricht erwartete mich. Also irgendwie schon. Ich glaube, die Züchterin konnte es selbst nicht wahrhaben, war die Hündin doch ihr Schatz. Die Läufigkeit blieb aus, aber sie erwartete sie noch - bald. Ich kam Heim und meiner Dame schwante mal wieder nichts Gutes. Ich wollte ihr wieder nicht zuhören, ich wollte, dass es alles so wird, wie wir uns das erträumten. Den Montag darauf wurden wir angerufen, die Hündin müsste kastriert werden. Sie weinte am Telephon. Ich weinte danach. DIe Dame zog sich zurück und weinte, wie sie es tut.
Damals war es noch surreal, eine Enttäuschung, schlimm, aber aushaltbar. Wir riefen sie ein paar Tage später an und verkündeten ihr, dass wir von ihrer Nachwuchshündin einen kleinen Racker haben wollten. Sie weinte wieder und fragte uns, ob wir wirklich bereit wären, ein ganzes Jahr zu warten. Meine Dame war entschlossen: Diese Hündin und keine andere (hatte ihr sowieso besser gefallen). Die Nachricht, wir ständen auf der LIste somit auf Platz 1 war ein wirklicher Lichtblick. Alles wurde einfacher. Doch dieses Gefühl blieb leider nicht mal einen ganzen Monat.
Inzwischen war es Dezember geworden und uns hatte der Alltag wieder. Ein komisches Gefühl schlich sich ein. Ich konnte nicht anders, musste einfach den Wurf angucken, dem wir abgesagt hatten. Ein gelber, eigentlich schneeweißer, und ein schwarzer Rüde waren noch nicht vergeben. Die Gefühle sind schwer zu beschreiben.
Weihnachten stand an und hernach Silvester - ziemlich turbulent. 2015 startete gut. An einem Sonntag machte ich morgens das Handy an. Ich las eine sehr wirre Entschuldigung bei FB und beschloss, das Handy wieder aus zu machen und noch mal zu schlafen. Vielleicht war doch nur alles ein Traum.
Am nächsten Tag stand ein wichtiger Termin meiner Dame an und ich warnte sie vor FB, doch sie wollte alles wissen. Es war ein echter Schlag: Die Zucht sollte noch einen Wurf bekommen und dann geschlossen werden, also genau vor "unserem". Vielleicht bin ich einfach zu rührselig. Meiner Dame ging es wirklich schlecht. Unsere Freunde reagierten klasse. Nur aufmunternde oder kämpferische Worte.
Zwei Tage später hatte meine Dame eine Liste. Eine Woche später hatten wir eine Menge telephoniert und doch keinen einzigen Termin. Wir ließen das Thema einen ganzen Monat ruhen. Einfach um den Alltag meistern zu können.


Dienstag, 10. März 2015
Vom richtigen Hund
Seit zwei Jahren wollten wir einen zu uns geholt haben. Mit der neuen Wohnung - sagten wir uns. Dann kam das Leben dazwischen und wir ließen es. Schon davor gab es Diskussionen. Ich wollte einen Hovawart, einen Hüter des Hofes. Nur wo kein Hof, noch nicht mal ein Garten, sollte ein so edler Hund nicht leben. Sie wollte einen Labrador Retriever. Moment! So ein Vieh wie ihrer Eltern ihn besaßen, der mich jagte, vom Sofa schubste und anknurrte? NEIN.
Ok, dann einen Beagle. Zu klein, zu verfressen, zu hässlich! Ein Beagle frisst Casey...
Fragten wir also unsere x-Mitbewohner: Berner Senne... zu fellig.
Golden Retriever, fiel mir ein - auch zu fellig.
Jack Russel Terrier? Einen Hund auf Drogen und klein? Also nicht...

Meine Güte, dachten wir uns, ließen das Thema ein viertel Jahr ruhen um wieder bei dem komischen Tier - Labrador Retriever - zu landen. Leider kam ich immer noch nicht mit der Schokogranate zurecht.
Dalmatiner... so fit sind wir auch nicht...
Husky... spinnst du?...
Dackel... die kläffen und sind klein...

Lass uns doch einfach einen aus dem Tierheim holen und ein schönes Heim bieten. Gesagt, getan. Alle Tierheimseiten gestalkt.

Der eine zu alt, meine Dame hätte das nicht verkraftet, bissig? - raus
kann nicht mit Kindern -raus
mag andere Hunde nicht - raus
kann nicht alleine bleiben - raus
kennt keine Kleintiere - raus
ist ein Listenhund - darf nicht zu der Eltern der Dame und ist finanziell (Steuer) nicht machbar

Wir verzweifelten langsam - mit uns, mit Tierheimen, mit Rassen, mit Männlein oder Weiblein. Alles verzwickt.

Ein halbes Jahr später sah ich Hachiko. Ein Akita Inu, ich träumte von diesem Tier, das aber nicht für Anfänger geeignet ist. Dann der Shiba Inu - am besten in rot, sieht dann aus wie ein Fuchs, noch schwieriger als der Akita Inu. Meiner Mutter fiel auf, wie viel ich plötzlich über Hunde wusste. Dames Vater sagte, ihr Schokibär würde nie kastriert werden. Dame sehnte sich so sehr nach einem Hundi. Ich hatte den Gouda und seine Wirkung auf knurrende Hunde entdeckt und fand den Labrador Retriever gar nicht mal so schlecht. Doch Cairn Terrier sind auch so süß. Unsere neuste Mitbewohnerin schlug die Französische Bulldogge vor, leicht zu führen, faul und insgesamt kompackt. Ich war solala begeistert. Die Dame null, aber zu groß war der Wunsch, also spielten wir mit dem Gedanken. Allerdings lernten wir bald eine kleine, unangenehme Dämpfe ausstoßende und unerzogene Vertreterin dieser Rasse kennen. Sie zog mich beim Sprinten hinter sich her und selbst nach zwei Stunden Gassi gehen, war sie nicht tot, dafür Darth Vader. Also auch eine Sackgasse.

Wir zogen um und waren ein viertel Jahr beschäftigt. Mein Vater bekam Wind von der Idee: Ein Hund bindet euch an einen Ort, keine spontanen Trips mehr, keine Freiheit mehr. Ja, Papa, wissen wir. Oder doch nicht? Ich las alles was es dazu gab und noch mehr. Fütterung, Haltung, Rasseportraits - die Tests hatten wir schon lange hinter uns gelassen. Schokohase und ich kamen mitlerweile richtig gut miteinander aus, ich konnte sogar mit ihm Gassi gehen ohne durch den Schlamm gezogen zu werden.

Also doch ein Labrador Retriever? Nochmal Tierheime durchforstet. Hin und her überlegt, Kosten durchgerechnet, endlose Diskussionen, Streitereien, Urlaub, Weihnachten, Uni. Wir hatten keine Lust mehr. Sch*** Köter. Wir trafen eine Entscheidung, erst der Herzenswunsch der Dame, dann meiner. Im Sommer 2014 hatten wir uns endlich entschieden. Ein weißer Labbi sollte es werden. (Die Boxerphase habe ich bewusst rausgelassen) Ich glaube, viele durchlaufen diese Phase. Manche hoffentlich viel schneller als wir. Wir dachten, nun wird alles leicht, bald haben bald ein kleines Fellknäuel. Pustekuchen...