Vom richtigen Hund
Seit zwei Jahren wollten wir einen zu uns geholt haben. Mit der neuen Wohnung - sagten wir uns. Dann kam das Leben dazwischen und wir ließen es. Schon davor gab es Diskussionen. Ich wollte einen Hovawart, einen Hüter des Hofes. Nur wo kein Hof, noch nicht mal ein Garten, sollte ein so edler Hund nicht leben. Sie wollte einen Labrador Retriever. Moment! So ein Vieh wie ihrer Eltern ihn besaßen, der mich jagte, vom Sofa schubste und anknurrte? NEIN.
Ok, dann einen Beagle. Zu klein, zu verfressen, zu hässlich! Ein Beagle frisst Casey...
Fragten wir also unsere x-Mitbewohner: Berner Senne... zu fellig.
Golden Retriever, fiel mir ein - auch zu fellig.
Jack Russel Terrier? Einen Hund auf Drogen und klein? Also nicht...

Meine Güte, dachten wir uns, ließen das Thema ein viertel Jahr ruhen um wieder bei dem komischen Tier - Labrador Retriever - zu landen. Leider kam ich immer noch nicht mit der Schokogranate zurecht.
Dalmatiner... so fit sind wir auch nicht...
Husky... spinnst du?...
Dackel... die kläffen und sind klein...

Lass uns doch einfach einen aus dem Tierheim holen und ein schönes Heim bieten. Gesagt, getan. Alle Tierheimseiten gestalkt.

Der eine zu alt, meine Dame hätte das nicht verkraftet, bissig? - raus
kann nicht mit Kindern -raus
mag andere Hunde nicht - raus
kann nicht alleine bleiben - raus
kennt keine Kleintiere - raus
ist ein Listenhund - darf nicht zu der Eltern der Dame und ist finanziell (Steuer) nicht machbar

Wir verzweifelten langsam - mit uns, mit Tierheimen, mit Rassen, mit Männlein oder Weiblein. Alles verzwickt.

Ein halbes Jahr später sah ich Hachiko. Ein Akita Inu, ich träumte von diesem Tier, das aber nicht für Anfänger geeignet ist. Dann der Shiba Inu - am besten in rot, sieht dann aus wie ein Fuchs, noch schwieriger als der Akita Inu. Meiner Mutter fiel auf, wie viel ich plötzlich über Hunde wusste. Dames Vater sagte, ihr Schokibär würde nie kastriert werden. Dame sehnte sich so sehr nach einem Hundi. Ich hatte den Gouda und seine Wirkung auf knurrende Hunde entdeckt und fand den Labrador Retriever gar nicht mal so schlecht. Doch Cairn Terrier sind auch so süß. Unsere neuste Mitbewohnerin schlug die Französische Bulldogge vor, leicht zu führen, faul und insgesamt kompackt. Ich war solala begeistert. Die Dame null, aber zu groß war der Wunsch, also spielten wir mit dem Gedanken. Allerdings lernten wir bald eine kleine, unangenehme Dämpfe ausstoßende und unerzogene Vertreterin dieser Rasse kennen. Sie zog mich beim Sprinten hinter sich her und selbst nach zwei Stunden Gassi gehen, war sie nicht tot, dafür Darth Vader. Also auch eine Sackgasse.

Wir zogen um und waren ein viertel Jahr beschäftigt. Mein Vater bekam Wind von der Idee: Ein Hund bindet euch an einen Ort, keine spontanen Trips mehr, keine Freiheit mehr. Ja, Papa, wissen wir. Oder doch nicht? Ich las alles was es dazu gab und noch mehr. Fütterung, Haltung, Rasseportraits - die Tests hatten wir schon lange hinter uns gelassen. Schokohase und ich kamen mitlerweile richtig gut miteinander aus, ich konnte sogar mit ihm Gassi gehen ohne durch den Schlamm gezogen zu werden.

Also doch ein Labrador Retriever? Nochmal Tierheime durchforstet. Hin und her überlegt, Kosten durchgerechnet, endlose Diskussionen, Streitereien, Urlaub, Weihnachten, Uni. Wir hatten keine Lust mehr. Sch*** Köter. Wir trafen eine Entscheidung, erst der Herzenswunsch der Dame, dann meiner. Im Sommer 2014 hatten wir uns endlich entschieden. Ein weißer Labbi sollte es werden. (Die Boxerphase habe ich bewusst rausgelassen) Ich glaube, viele durchlaufen diese Phase. Manche hoffentlich viel schneller als wir. Wir dachten, nun wird alles leicht, bald haben bald ein kleines Fellknäuel. Pustekuchen...